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Interview mit dem Gerüstbaumeister

  • Autorenbild: Ricarda Hoffmann
    Ricarda Hoffmann
  • 24. Feb.
  • 4 Min. Lesezeit
Gerüstbaumeister Dirk Hoffmann ist Inhaber und Geschäftsführer der IN Gerüst AG in Greifensee. Seit über 20 Jahren hat er sich der Branche verschrieben und stellt sich einem Q&A ("question & answer").

Q: Wie hat alles für dich angefangen?

Dirk Hoffmann: Als junger Kerl wollte ich was Körperliches machen und ganz ehrlich, das war damals einer der bestbezahltesten Ausbildungsberufe und ist es auch heute noch. Zudem war mein Onkel Gerüstbauer und vor allem ist es das Schöne, dass man am Ende des Tages sieht, was man vollbracht hat. Außerdem mag ich die Höhe und man spart sich das Fitnessstudio, wenn man am Tag mehrere Tonnen Gerüstmaterial bewegt.


Q: Was fasziniert dich am Gerüstbau?

Dirk Hoffmann: Kein Gerüst ist gleich. Du hast immer neue Herausforderungen, denen du dich stellen musst. Die Kundenwünsche werden immer anspruchsvoller. In den letzten Jahrzehnten wurde das Gerüstmaterial von den Herstellern immer weiter entwickelt, um den neuen komplexen Architekturen gerecht zu werden. Gerüstbau ist ein geschichtsträchtiger, uralter Beruf mit Zukunft. Teil dieser Entwicklung zu sein begeistert mich auch heute noch nach über 20 Jahren Berufserfahrung.


Q: Tunnelgerüste in einem Kraftwerk, Kirchturmspitzen und Brücken einrüsten, Hängegerüste stellen - in deiner beruflichen Laufbahn hast du bereits einige herausfordernde Gerüste geplant und gestellt. Welches war das spannendste bisher?

Dirk Hoffmann: Damals, kurz nach Abschluss meiner Ausbildung, ich erinnere mich noch gut daran. Wir haben die Andreaskirche in Braunschweig eingerüstet. Das Material wurde mit einem Lift bis zur Kirchturmspitze transportiert. Die Kirche war 70 Meter hoch. Die eigentliche Arbeit begann erst ab einer Höhe von 35 Metern. Darunter befand sich ein Gerüstturm. Hier stellten wir ein Arbeitsgerüst zur Restauration der Kirche. Das Besondere war, dass wir riesig große Stahlträger durch die Kirchenfenster legen mussten, um darauf das Gerüst aufzubauen. Vermutlich wurde damals meine Liebe zu Spezialgerüsten geboren.


St. Andreas Kirche in Braunschweig (Bildquelle Wikipedia)
St. Andreas Kirche in Braunschweig (Bildquelle Wikipedia)

Q: Im Gegensatz zu vielen anderen in der Gerüstbaubranche bist du kein Quereinsteiger, sonst kannst mit einer abgeschlossenen Ausbildung punkten. Nach deiner Ausbildung zum Gerüstbauer warst du als Kolonnenführer tätig und hast in Deutschland die Meisterschule abgeschlossen. Sowas gibt es hier in der Schweiz ja gar nicht. Was hat dich angetrieben, stets an deiner eigenen Leistung zu arbeiten?

Dirk Hoffmann: Die Gewissheit, dass man nicht ewig draußen auf der Baustelle buckeln kann. Zu meinen besten Zeiten hab ich sieben Beläge geschultert und geschleppt. Aber sowas machen die Knochen nicht bis zur Rente mit. Ich wollte aber weiterhin im Gerüstbau bleiben, daher war es sinnvoll sich weiterzubilden.

Q: Bei einem anderen Gerüstbauunternehmen warst du als Geschäftsführer angestellt und konntest dort Erfahrungen im Management sammeln. Nun hast du dir Anfang 2025 den Traum eines eigenen Unternehmens erfüllt und die IN Gerüst AG gekauft. In den vergangenen 30 Jahren hat der Eigentümer dreimal gewechselt. Wie hat sich "die IN" über die Jahre entwickelt und was sind deine Pläne mit der Firma?

Dirk Hoffmann: Die IN ist vor allem unter dem letzten Inhaber, Martin Moroni stark, gewachsen.
Vor allem Material hat er viel aufgestockt, um die wachsende Nachfrage zu bedienen. Moroni fokussierte bisher vor allem auf Neubauten und stellte vorrangig Arbeitsgerüste. Ich möchte zusätzlich den Schwerpunkt Spezialgerüste ausbauen. Mich kitzelt es in den Fingern, speziellere, schwierigere Gerüste nach Kundenwunsch zu planen. Da ist viel Wissen über Statik gefordert. Sowas macht dann richtig Spaß, zu zeigen, was mein Team und ich können.
Dirk Hoffmann fügt lachen hinzu: Da könnt´ ich schon fast selbst wieder auf dem Gerüst stehen.

Q: Wie unterscheidet die IN Gerüst AG im Vergleich zu anderen Unternehmen in der Region?

Dirk Hoffmann: Wir stellen Qualitätsgerüste, die nicht von irgendwem geplant werden. Die Meisterschule macht sich schon bezahlt, wenn es um Statik und effiziente Planung geht. Das merken dann auch die Kunden. Auch unsere kurzen Entscheidungswege und direkte Ansprechpartner kommen bei den Auftraggebern gut an. Sie müssen sich nicht erst durch automatisierte Telefon-Bots oder ewig lange Hierarchien quälen, bis sie endlich kompetente Antworten auf ihre Fragen bekommen. Außerdem sind wir ein Familienbetrieb. Ich kann auf meine Frau zählen, die voll und ganz hinter mir steht und auch im Betrieb unterstützt. So haben wir nicht nur ein offenes Ohr für unsere Mitarbeiter, sondern können sie optimal fördern. Natürlich profitieren davon auch unsere Kunden - zufriedene, gut geschulte Mitarbeiter zeigen Topleistungen auf der Baustelle und am Ende ist genau das entscheidend für die Zufriedenheit unserer Kunden.

Q: Welche Rolle spielt das Gerüstmaterial bei der Leistung?

Dirk Hoffmann: Bei uns kommen Gerüste made in Switzerland auf die Baustelle. Wir verwenden das stabilste Gerüstmaterial der Schweiz vom namhaften Hersteller Nüssli. Die Stahlgerüste halten im Vergleich zu Aluminiumgerüsten einfach mehr aus. Das Besondere an den Nüssli-Gerüsten ist, dass es weniger einzelner Teile braucht. Dadurch können unsere Monteure sehr schnell und effizient jede Baustelle einrüsten.


Q: Welche Veränderungen und Herausforderungen nimmst du in der Branche aktuell wahr? Wie bewertest du diese?

Dirk Hoffmann: Immer mehr dubiose Unternehmen ohne ausreichend Kenntnisse stellen Gerüste zu Dumpingpreisen und vernachlässigen dabei viel zu oft lebenswichtige Sicherheitsstandards. Wenn ich fremde Gerüste sehe, denke ich mir ganz oft, ob das mal gut geht. Stand ja auch schon in den Schweizer Zeitungen, wenn solche Unternehmen pleitegehen. Solche Firmen schaden der gesamten Gerüstbaubranche. Ärgerlich ist, dass sie durch, nennen wir es Sponsoren, einfach wieder den nächsten Betrieb trotz Schuldenberg aufziehen und weitermachen wie zuvor. Leider fehlen dazu bisher gesetzliche Grenzen, um diesen unseriösen Vorgängen einen Riegel vorzuschieben.

Q: Wie siehst du die Zukunft der Gerüstbaubranche?

Dirk Hoffmann: Gerüste werden immer gebraucht. Wenn sich die Unternehmen nicht gegenseitig kaputt machen, bleibt auch für alle genug Arbeit.

Q: Magst du deine persönlichen Ziele verraten?

Dirk Hoffmann: Dank meiner Frau habe ich den Rückhalt, meinen beruflichen Traum zu leben und möchte die IN weiter erfolgreich in die Zukunft führen. Vielleicht übernimmt ja auch eines unserer Kinder irgendwann den Betrieb. Vor allem aber wünsche ich mir weiterhin, mit meiner Frau glücklich zusammenzuleben. Beruflicher Erfolg wäre ohne ein harmonisches Privatleben nämlich nichts wert.


 
 
 

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